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aber (siehe Statistik auf Seite 11) sehen, dass die ersten Sechs
der Abschlusstabelle (Bochum, Fürth, Kiel, Düsseldorf, Hamburg,
Karlsruhe) im Schnitt 14 Millionen Personalaufwand für die Lizenzmannschaft
hatten. Damit liegt der Schnitt nicht nur klar über
den Ausgaben in Fürth – es ist sogar eine Steigerung von 15 Prozent
im Vergleich zum Vorjahr! Nach Sparen fühlt sich eine solche
Statistik nun wirklich nicht an…
Objektiv betrachtet ist es dann schon bemerkenswert, wenn
aus dieser Sechsergruppe der Verein mit dem mit Abstand geringsten
Aufwand am Ende als Zweiter aufstiegen kann. „Es ist
schon krass, dass der eine oder andere in der jetzigen Situation
tatsächlich seinen Aufwand erhöht hat“, wundert sich Dirk Weißert.
Gelass en vor Lizenzierung
Dirk Weißert hat in den vergangenen Wochen wieder die Unterlagen
für das Lizenzierungsverfahren zusammengestellt und an
die DFL gesendet. Beim Kleeblatt sieht man dem Verfahren gelassen
entgegen, denn nicht zuletzt der trotz des vergleichsweise
geringen Aufwandes erreichte Aufstieg hat geholfen.
Zusammen mit den Sparmaßnahmen und weiteren Anpassungsprozessen
ist man in Fürth auch mittelfristig gut aufgestellt.
Spannend bleibt jedoch zu sehen, wie sich das bei den Wettbewerbern
darstellen wird. Für die laufende Spielzeit waren ja die
Kapitalauflagen für alle 36 Klubs ausgesetzt bzw. abgeschwächt.
Vor Corona musste man Jahr für Jahr sein Eigenkapital um 10
Prozent (Bundesliga) beziehungsweise 5 Prozent (2. Liga) verbessern,
sonst gab es Geldstrafen oder Punktabzug. Wer keine
positive Liquidität vorweisen konnte, der bekam die Lizenz erst
gar nicht.
In der vergangenen Spielzeit war die Eigenkapitalauflage ausgesetzt,
wer bis zum September keine positive Liquidität herstellen
konnte, der hätte sechs Punkte Abzug bekommen.
In der nächsten Saison 22/23 bleibt letztere Auflage erhalten.
Wer sich hingegen beim Eigenkapital mehr als 10 Prozent (Bundesliga)
oder 5 Prozent (2. Liga) verschlechtert, dem wird zwar
nicht gleich die Lizenz verweigert, der muss aber eine hohe Geldstrafe
bezahlen und ebenfalls Punktabzug befürchten. Auch wenn
also die Vorschriften noch nicht ganz das Niveau vor der Pandemie
erreichen, zieht die DFL die Zügel im Lizenzierungsverfahren
wieder an.
Aus Solidarität mitgetragen
„Aus Solidarität haben wir mitgetragen, dass man noch nicht
gleich wieder zu den alten Regeln zurückgekehrt ist“, sagt Dirk
Weißert. Allerdings sei es richtig, nun wieder auf strengere Regeln
zu achten: „Schließlich hätten dann Vereine wie das Kleeblatt, die
sich an die neuen Umstände vernünftig anpassen, Nachteile erlebt.
Das kann es am Ende ja auch nicht sein“, betont Dirk Weißert.
Holger Schwiewagner blickt indes über den „Fürther Tellerrand“
hinaus: „Ich bin überzeugt, dass wir das eine oder andere
im deutschen Fußball ändern müssen, wenn wir uns zukunftsfähig
aufstellen wollen. Ein Selbstläufer wird es langfristig immer
weniger sein – und wer sich da nicht mit auf den Weg macht, der
kann schnell den Anschluss verlieren.“ js
1 | „Warnsignale nicht wahrgenommen“:
Holger Schwiewagner
sieht Schwierigkeiten
auf den Profifußball
zukommen. 2 | Das Gesamtergebnis
wurde im Vergleich
zum Vorjahr nur leicht besser.
Wie sehr die Branche von
den TV-Geldern abhängig ist,
zeigt der Einnahme-Mix.
Nachdem das Kleeblatt in
der Saison, für die die Zahlen
jetzt veröfentlicht wurden, ja
in der 2. Liga spielte, haben
wir hier auch die Statistiken
des Bundesliga-Unterhauses
abgebildet.
Grafiken: DFL
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kleeblat t-magazin #10 | 06.04.2022 0088