Kurz nach dem Krieg im Ronhof: Georg Wagner läuft
trotz seiner schweren Armverletzung in der
Süddeutschen Oberliga für seine Spielvereinigung auf.
Seinen schönsten Sieg hat Georg Wagner Hans Hagen zu
verdanken. „Ich traf ihn an einem Samstag früh beim Rathaus
zufällig auf der Straße. Ich hatte Fronturlaub, und Hans Hagen
begrüßte mich: ‚Gerchla, wo kommst´n du her? Pack deine Sachen,
ich brauch noch einen Spieler, wir spielen heute Nachmittag
beim Club.‘ “ Das war im April 1944. Gesagt, getan, und der
gerade 19-Jährige, der wegen des Krieges über ein Jahr nicht
Fußball gespielt hatte, kickte ein paar Stunden später im 145.
Derby mit. „Es war ein Freundschaftsspiel, der Club bereitete
sich auf die Süddeutsche Meisterschaft vor. Und wir haben mit
unserer zusammengewürfelten Mannschaft 1:0 gewonnen“,
freut sich Georg Wagner noch heute.
Weltkrieg zerstörte die karriere
Dem 95-Jährigen, der mit acht Jahren bei der Spielvereinigung
begonnen hatte, nicht zuletzt da sein Vater Hauptkassier
des Vereins war, versagte der II. Weltkrieg wie so vielen Fußball
Talenten damals eine größere Karriere. Seit 1943 gehörte
er zum Kader der ersten Mannschaft, bis 1949 brachte er es
dann nurmehr auf 20 Spiele für die „Erste“. Nicht zuletzt, weil
eine Kriegsverletzung – er verlor durch eine Schussverletzung
die linke Hand und einen Teil des Unterarms – die Leistungsfähigkeit
des talentierten Spielers eingeschränkt hatte. Gespielt
hat er trotzdem, meist aber in der Reservemannschaft.
Georg Wagner blieb seinem Kleeblatt auch später treu – der
Inhaber des in Fürth bekannten Bekleidungshauses „Hoffmann
und Wagner“ war zunächst im sogenannten „Spielausschuss“
georg
wagner
1944 - 1949
Steckbrief
Position: Mittelfeld
Alter: 95
tätig, dann von 1958 bis Mitte der 60-er Jahre auch als dritter
Vorstand für das Kleeblatt aktiv. „Glauben Sie mir“, sagt er heute,
„wegen meiner Firma hatte ich nie schlaflose Nächte – aber wegen
der Spielvereinigung. Es war schon damals schwierig, an unserem
kleineren Standort eine konkurrenzfähige Mannschaft zusammen
zu stellen. Wenn ich das heutige Geschehen verfolge, hat sich daran
wenig geändert.“
Augenzeuge des endspiels 1929!
An Hans Hagen, den legendären Meisterspieler, der vor allem
während der Kriegsjahre alles daran setzte, den Sportbetrieb bei
seinem Kleeblatt als Trainer aufrechtzuerhalten, hat Wagner nur
beste Erinnerungen: „Er war für uns Junge eine Respektsperson.
Wir haben ihn gesiezt, wie übrigens die anderen aus der Meisterelf
auch.“ Selbst William Townley durfte Wagner noch in Begleitung
seines Vaters erleben: „Das war ein freundlicher, aber sehr
seriöser Mann, immer gut gekleidet, selbst am Spielfeldrand.“
Als Zeitzeuge hat Wagner tatsächlich das Finale 1929 miterlebt.
„Ich durfte mit meinem Vater auf die Haupttribüne. Da war
ich fünf Jahre alt. Das Stadion war voll, es war unglaublich laut.
Das Spiel war sehr hart. Am Ende gab es einen riesigen Jubelzug
zurück nach Fürth“, schildert Wagner die Eindrücke, die er vor 90
Jahren (!) sammeln durfte.
Von seiner Wohnung in Unterfarrnbach aus nimmt Georg Wagner,
der nun seit 83 Jahren Mitglied beim Kleeblatt ist, weiterhin
regen Anteil am Geschehen rund um den Verein. „Für uns gab es
als Kinder nur die Spielvereinigung. Und das hat sich bei mir auch
mit über 90 Jahren nicht geändert.“ js
Ehemalige Vereine: Nur SpVgg Fürth Getränk: Wasser
Musik: Klaviermusik, Jazz
was macht eigentlich ...?
Kleblatt -Magazin Nr. 01 | 07.08.2019