leben
das kleeblatt
Der 92-jährige Franz Lohrber kickte einst in der Reserve und
ist nicht aufzuhalten, wenn es um den Stadionbesuch geht.
Das Derby elektrisiert bekanntlich ganz Fußball-Franken,
doch einen Fan hat es besonders gepackt. Und deshalb ließ er
sich den Besuch auch nicht nehmen: Franz Lohrber ist 92 Jahre
alt und lebt für sein Kleeblatt. Wobei dieser inzwischen eigentlich
abgedroschene Spruch bei dem Senior tatsächlich zutrifft.
„Der Fußball und seine Spielvereinigung geben ihm unheimlich
viel Kraft“, sagt Herbert Bieberich.
Der ehemalige Leistungsringer und Haustechniker im Grete
Schultheiß-Heim der AWO in Zirndorf hat sich des glühenden
Kleeblatt-Fans angenommen und sorgt zusammen mit Tanja
Faltin, der Behindertenbeauftragten der Spielvereinigung, dafür,
dass er so oft wie möglich in „seinen“ Sportpark Ronhof | Thomas
Sommer kommen kann.
Der ursprünglich aus Niedersachsen stammende Lohrber
kam als kleines Kind mit seinen Eltern nach Fürth. „Ich wohnte
in der Kronacher Straße, unweit des Ronhofs“, erinnert er sich.
„Mein Bruder und ich haben dann als Jugendliche auch bei der
SpVgg Fürth gespielt, wir schafften später sogar einige Einsätze
in der damaligen Reservemannschaft.“
Foto: privat
Beim Finale um die DM 1929 in Nürnberg war er persönlich
dabei. Sein Vater hatte ihn als Zweijährigen mitgenommen – bewusst
erinnern kann er sich zwar nicht mehr, aber die Karte des
Spiels („Es kostete eine Reichsmark Eintritt“) hatte er jahrzehntelang
aufgehoben. Lebhaft sind aber die späteren Eindrücke
des 92-Jährigen von seinen Zeiten bei und mit dem Kleeblatt.
Das erste Nachkriegsderby hat er ebenso noch vor Augen wie
andere große Spiele, die er im Ronhof erlebt hat. „Wenn es voll
war, dann stiegen wir auch mal auf die Reklametafeln oder die
Pappeln, die dort standen“, rekapituliert Franz Lohrber.
Trikot von Sa scha Burchert
Nach dem Spiel gegen Kiel im September 2019, zu dem ihn
AWO-Kreisvorsitzender Frank Bauer persönlich gefahren hatte,
hatte Tormann Sascha Burchert Franz Lohrber ein Trikot überreicht.
Der Keeper zeigte sich beeindruckt vom Willen des Seniors.
Und Lohrber setzte noch eins drauf: Rund 14 Tage vor
dem Derby brach er sich das Schlüsselbein. Die Ärzte rieten deshalb
von einem Besuch des Lokalspiels ab – doch einen echten
Fan kann das nicht abhalten.
Im Rollstuhl auf der Rolli-Tribüne verfolgte Franz Lohrber
das 265. Derby. Und setzte sich hinterher ein Ziel: „Mindestens
das 270. Derby will ich noch mitmachen“, kündigte er an. Herbert
Bieberich ist sicher, dass Lohrber das auch schafft: „Bei
dem eisernen Willen, den der Franz hat, zieht der das absolut
durch.“ Zuerst aber sind im Frühjahr die nächsten Besuche von
Heimspielen geplant. Und darauf freut sich Franz Lohrber, über
dessen Bett neben dem Trikot von Sascha Burchert andere Devotionalien
des Kleeblatts zu finden sind, schon unglaublich.
„Wenn`s nicht zu kalt wird, dann packen wir den Franz ein und
fahren hin“, sagt Herbert Bieberich, während Franz Lohrber
neben ihm sitzt und heftig nickt: „Auf jeden Fall!“ js
Franz Lohrber mit Sascha Burchert und
Herbert Bieberich nach dem Spiel gegen
Holstein Kiel auf der Rolli-Tribüne. 46