KLEEBLATT-MAGAZIN #06 | 01.12.2021
SPIELERPORTRAIT
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Der junge Sebastian musste also schnell lernen, körperlich
dagegenzuhalten. Das klappte, denn er spielte regelmäßig und
stieg mit seinem TV in die Landesliga auf. Da war er den Spähern
des SSV Ulm aufgefallen, und so holten ihn die „Spatzen“ 2010 –
eigentlich für die II. Mannschaft, doch im Vorbereitungstraining
konnte er den damaligen SSV-Coach Ralf Becker überzeugen,
der nahm ihn in den Kader der ersten Mannschaft.
ULMER INSOLVENZ ALS CHANCE
Da spielte Griesbeck also ein Jahr in der Regionalliga, doch
dann meldeten die Ulmer Insolvenz an. „Der Verein musste absteigen,
die Verträge mit den gut verdienenden älteren Spielern
wurden aufgelöst, und so war ich in der folgenden Oberliga-Saison
Stammspieler. Wir sind dann gleich wieder in die Regionalliga
aufgestiegen“, erinnert sich Griesbeck, der schließlich ein
Angebot des nahen Drittligisten 1. FC Heidenheim annahm. „Es
war toll, dass ich die Chance bekam, in den Profifußball einzusteigen,
und das auch noch in der Nähe.“ In FCH-Coach Frank
Schmidt fand er einen Trainer, der die Fähigkeiten, die er mitbringt,
seit jeher besonders schätzt: „Seine Art, Fußball spielen
zu lassen, hat mich geprägt.“ So entwickelte sich der Ulmer
bei den Heidenheimern
zum Leistungsträger und Vize-Kapitän,
spielte in sieben Jahren 221 Pflichtspiele.
Erst nach dem 2020 in der Relegation knapp verpassten
Aufstieg verlängerte Griesbeck seinen Vertrag nicht mehr. „Es
war an der Zeit, einmal etwas anderes zu machen, von Zuhause
weg zu gehen, die Komfortzone zu verlassen“, begründet der
Defensivmann
seinen Schritt in die Bundesliga, der durch das
Angebot von Union Berlin natürlich auch erleichtert wurde.
MEHR GEBRAUCHT WERDEN
Acht Spiele von Beginn an und immerhin 27 Einsätze im Gesamten
schaffte Griesbeck bei den Köpenickern, dennoch nahm
er ganz kurz vor Ende der Wechselfrist die Chance wahr, zum
Kleeblatt zu wechseln. Er wollte ein Stück mehr gebraucht werden,
wieder öfter von Beginn an auf dem Platz stehen. Zuletzt
tat er das gegen Frankfurt wegen der Personalnot in der Abwehr
erstmals sogar als Innenverteidiger und machte seine Sache
zusammen mit Hans Nunoo Sarpei sehr gut. „Das habe ich im
Training schon einige Male gemacht, auch in Heidenheim bin ich
manchmal, wenn es sich so ergab, ganz nach hinten beordert
worden“, erklärt er, dass es nicht ganz ungewöhnlich für ihn sei.
Ungewöhnlich findet Sebastian Griesbeck dagegen die Tatsache,
dass das Kleeblatt bisher nur einen Punkt geholt hat.
„Das stimmt nicht überein mit unseren Leistungen. Wir müssten
mehr Punkte haben, denn wir waren oft gleichwertig oder besser“,
sagt der erfahrene Mittelfeldspieler, der überzeugt ist, dass
sich dieser Trend umkehren wird: „Jetz müssen wir noch mehr
arbeiten und als Team zusammenrücken, dann bin ich sicher das
sich auch Erfolge einstellen.“ js
»ES WAR TOLL, DASS
ICH DIE CHANCE BEKAM,
IN DEN PROIFUSSBALL
EINZUSTEIGEN!«
SEBASTIAN GRIESBECK
Foto: Daniela Balda