Vor dem zweiten Gastspiel des MTK Budapest
im Jahr 1921 stellte sich das Team zum Foto
an einem der Hinteraufgänge der
Haupttribüne.
5000 Besucher an. Bei den Fürthern machte sich schon Trainer
William Townleys Verpflichtung bemerkbar: Die Pariser wurden
mit 9:0 abgefertigt.
Man darf es wohl auf die guten Kontakte Townleys schieben,
dass im Mai 1911 mit Newcastle United eine englische Profimannschaft
auf einer Deutschlandreise in Fürth Station machte.
Allerdings ließ es sich nicht anders einrichten, als das Spiel an
einem Dienstag um 18.30 Uhr durchzuführen.
Kolossaler Besuch
Der damalige Berichterstatter hält den Besuch für „kolossal“,
die 3000 erwähnten Besucher können allerdings kaum zutreffen,
denn Bilder zeigen, wie die Zuschauer bei diesem Spiel
den Zaun und sogar das Dach der Tribüne erkletterten, um einen
Blick auf das Spiel zu bekommen. Da muss wohl eher das
Fassungsvermögen von rund 10 000 ausgereizt gewesen sein.
Ebenso kolossal für damalige Zeiten waren die 1000 Mark, die
die Engländer als Gage einsackten. Townley betätigte sich bei
dieser Partie als Schiedsrichter, und seine Fürther verloren gegen
die als übermächtig geltenden Berufsspieler von der Insel
nur 1:2. Ein Jahr später, im Mai 1912, konnte man dann sogar
Arsenal London, damals noch angetreten unter dem Namen
Woolwich Arsenal FC, verpflichten. Die Profis aus England gewannen
6:0.
Mit zunehmendem Erfolg wurde die SpVgg Fürth natürlich
auch für internationale Vergleiche immer beliebter. Als Vorbereitung
zum ersten Endspiel um die Deutsche Meisterschaft
empfing das Kleeblatt im Mai 1914 die Tottenham Hotspurs.
Die Verbesserungen unter Townley waren nun augenfällig, zudem
hatten Spieler wie der aus Karlsruhe gekommene Julius
Hirsch oder der Ungar Fritz Weicz (FV Frankfurt) das Niveau
weiter erhöht. So konnte die SpVgg Fürth mit einem 2:2 gegen
Tottenham erstmals einer englischen Berufsspieler-Mannschaft
ein Remis abringen. Zwei Wochen darauf kam dann Inter Mailand
nach Fürth. Es war das letzte Spiel vor dem Finale. Einige
Stammspieler, darunter Hirsch und Seidel, waren nicht dabei,
man unterlag vor vollem Haus knapp 2:3.
Unt erbrechung durch den Krieg
Der I. Weltkrieg unterbrach im Herbst 1914 jäh die Serie von
Gastspielen ausländischer Spitzenteams. Zum Weihnachtsspiel
1914 kam aber doch aus der neutralen Schweiz der FC Brühl St.
Gallen nach Franken und spielte zwei Mal gegen eine Städtemannschaft
aus Fürth und Nürnberg. Das erste Spiel fand am
26. Dezember im Ronhof statt und wurde 5:3 gewonnen, das
zweite einige Tage später in Nürnberg 8:3.
Im Juni 1916 war der FC Bern zu Gast, die Fürther gewannen
5:3, danach war erstmal kein internationaler Gegner mehr
in Fürth zu bewundern. Erst nach dem Krieg, im Juli 1919, stellte
sich mit MTK Budapest der vielfache ungarische Meister im
Ronhof vor und siegte 3:1, aus der gleichen Stadt gastierte im
40
110 Jahre Ronhof
April 1920 der „Torna Club“ und trennte sich 1:1-unentschieden
vom Kleeblatt.
MA lmö bekam 8:0-Packung
In der Folge entwickelte sich wieder ein reger Besuch internationaler
Teams. Die erste skandinavische Mannschaft im
Ronhof war im September 1920 Malmö FF, die Schweden durften
eine 0:8-Packung mit nach Hause nehmen, MTK Budapest
unterlag 1921 in Fürth 0:1.
Im Mai 1924 war zum zweiten Mal Arsenal zu Gast. Diesmal
kamen die 7000 Zuschauer bei einem spannenden Spiel auf
ihre Kosten, Gunners-Keeper Stephen Dunn hielt bravourös und
sein Team gewann 1:0. Im Juni 1925 kamen erstmals Schotten
in den Ronhof. Der FC Civil Service Strollers Edinburgh holte sich
eine 5:0-Lektion ab. Die Schotten galten nicht als Profi-Team –
sonst hätten sie gar nicht spielen dürfen. Denn 1925 hatte der
DFB im Februar die sogenannten „Hannoverschen Beschlüsse“
erlassen. Profisport wurde „für alle Zukunft“ abgelehnt.
Die verbohrten Gegner des Profifußballs in Reihen des Verbandes
hatten sich durchgesetzt, und freuten sich, „dem Kampf
um die Reinhaltung des deutschen Fußballs sichtbaren Ausdruck
zu verleihen.“ Mit ihrer Prämisse „Der DFB ist und bleibt
ein reiner Amateurverband“ bekämpften sie lange erfolgreich
die Gründung einer einheitlichen deutschen Ersten Liga. Sie
verhinderten zunächst auch, dass ausländische Profiklubs
zu
Freundschaftsspielen in Deutschland antreten konnten. Erst
im Dezember 1928 wurde in Süddeutschland wieder ein internationales
Spiel gegen ein Berufsspieler-Team abgehalten: Die
SpVgg besiegte die Profis von Austria Wien im Ronhof 3:2. js
Kleeblatt-Magazin Nr. 05 | 04.11.2020
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