
„Vieles kann der Mensch ersetzen, nur den Menschen nicht“ heißt es an der Galerie
verdienter Akteure in unserer Haupttribüne, zu der auch William Townley gehört.
DER BLEIBT HÄNGEN:
WILLIAM TOWNLEY
Monat für Monat blicken wir auf Menschen, die im Kopf bleiben:
Durch ihre Art, ihr Engagement oder ganz besondere Momente,
die sie mit unserem Kleeblatt verbinden. Dieses Mal: William Townley
Vor 110 Jahren, am 8. April 1911, fasste die Mitgliederversammlung
der SpVgg Fürth einen Beschluss, der einer der wichtigsten
in der Historie des Vereins sein sollte: Erstmals wurde ein
berufsmäßiger Trainer eingestellt: William Townley.
Ziel war, in der Ostkreisliga, so etwas wie eine Bayernliga und
höchste Klasse im regional organisierten deutschen Fußball, den
FCN und die Münchner Vereine hinter sich zu lassen. Dass man
mit Townley zur stilprägenden Kraft der frühen deutschen Fußballgeschichte
aufsteigen würde, hat niemand geahnt.
Townley wurde am 14. Februar 1866 in Blackburn geboren.
Er wurde Profi bei den Blackburn Rovers und spielte zwei Mal als
„Outside Left“ in der englischen Nationalmannschaft. Er gewann
zwei Mal mit den Rovers den FA-Cup, musste aber 1890 seine
Karriere wegen einer Kopfverletzung beenden.
1908 tauchte Townley als Coach auf dem europäischen Festland
auf, beim „Deutschen Sportclub“ Prag. In Fürth lernte man
ihn 1910 kennen, als er als Deutscher Meister mit dem Karlsruher
FV zum Einweihungsspiel des Sportparks Ronhof kam.
Unter Townley entwickelte sich das Fürther Spiel. Seine Maxime
„Stoppen, Schauen, Passen“ wurde über Generationen im
Ronhof überliefert. Er brachte den Fürthern das Kombinationsspiel
bei, der „Fürther Flachpass“ revolutionierte den deutschen
Fußball, 1914 war die SpVgg Fürth erstmals Deutscher Meister.
Fast wichtiger: Townley trainierte auch die Reserve und die
Jugend und coachte die Trainer der Nachwuchsteams, um eine
einheitliche Ausbildung zu erreichen. Fast hundert Jahre vor der
Erfindung der Nachwuchsleistungszentren hatte die SpVgg Fürth
bereits eines. Es war Basis für die großen Erfolge der nächsten
Jahrzehnte. Townley, der das Kleeblatt wegen des I. Weltkrieges
hatte verlassen müssen, coachte die SpVgg beim zweiten Finalsieg
1926, blieb bis Oktober 1927 und kam von 1930 bis 1932
zurück, in diese Zeit fiel die Süddeutsche Meisterschaft 1931.
1933 heuerte Townley bei Arminia Hannover an, es war nach
vorliegenden Daten seine letzte Trainerstation in Europa. Er kehrte
wohl auf die britische Insel zurück, wo er 1950 im Alter von 84
Jahren in Blackpool verstarb. js
Foto: Luca Labbadia
KLEEBLAT T-MAGAZIN #07 | 05.01.2022 19