INTERVIEW
Foto: Markus Ludwig
»MIT FÜNF PUNKTEN AUS
DER VORRUNDE SIND WIR
AUCH NICHT ZUFRIEDEN.
ES HÄTTE DURCHAUS MEHR
SEIN KÖNNEN, WENN NICHT
SOGAR MÜSSEN!«
RACHID AZZOUZI
Kleeblatt-Magazin: Herr Azzouzi, zu Beginn bitten wir einfach
um ein sportliches Fazit des zurückliegenden Jahres…
Rachid Azzouzi: In der Rückschau gab es viele Punkte, die
sehr positiv für uns waren. Wir haben uns den Aufstieg verdient
erspielt. Und, was mich besonders freut: Wir stehen wieder
für unseren Fürther Weg, junge Talente auszubilden, zu fördern.
Wir hatten drei Spieler beim Euro-Titelgewinn der U21-
Nationalmannschaft,
aktuell sind mit Maximilian Bauer und
Jamie Leweling schon wieder zwei bei dieser wichtigsten Nachwuchsmannschaft,
Simon Asta ist außerdem Kapitän der U20-
Nationalmannschaft.
Was mich auch sehr gefreut hat: Unsere Fans und auch unsere
Partner und Sponsoren haben uns trotz der Corona-Pandemie
den Rücken gestärkt und uns die Treue gehalten.
Kleeblatt-Magazin: Kann da der Blick auf die Bundesliga-Tabelle
die Stimmung trüben?
Azzouzi: Zuerst: Wir sollten wirklich alle stolz sein auf das,
was wir erreicht haben. Richtig ist aber auch: Auch wenn wir
wussten, was für eine große Herausforderung die Bundesliga für
uns wird, sind wir mit fünf Punkten nach der Vorrunde selbstverständlich
nicht zufrieden. Es hätte durchaus mehr sein können,
wenn nicht müssen.
Kleeblatt Magazin: Es gab tatsächlich einige Spiele, nach
denen die Gegner auch nicht recht gewusst haben, warum sie
gewonnen haben…
Azzouzi: Gegen Frankfurt war das sicher so, auch in Köln waren
wir nah dran. Gegen Bielefeld hatten wir viele Chancen zum
Sieg. In Leverkusen und Leipzig spielen wir jeweils sehr gute erste
Halbzeiten und kriegen dann viele Gegentore. Da waren aber
zum Teil auch einige unglückliche Entscheidungen der Schiedsrichter
dabei. In Köln müssen wir einen Elfmeter kriegen beim
Stand von 1:0. In Leverkusen wird das Ausgleichstor von uns
nicht gegeben – das Abseits hat bis heute trotz TV keiner richtig
erkennen können. Beim zweiten Tor der Leverkusener gab es
vorher ein klares Foul an Branimir Hrgota, das nicht geahndet
wurde. Da gab es noch einige andere Fälle, aber da sind natürlich
weitere Gründe.
Kleeblatt-Magazin: Wollen Sie uns einige nennen?
Azzouzi: Erstmal haben uns im Sommer doch einige Spieler
aus der Stammformation verlassen. Das gleichst du nicht von
heute auf morgen aus. Dann hatten wir, ganz anders als in der
Zweiten Liga, natürlich auch viel Verletzungspech. Und auch einige
Corona-Fälle.
Wir wollen gar nicht jammern, aber so kann sich ein Team
natürlich nur sehr schwer finden. Wenn Du monatelang in der
Abwehr improvisieren musst, weil teilweise alle Innenverteidiger
ausfallen, dann kann das für einen Aufsteiger einfach nichts
Gutes bedeuten. Wenn beispielsweise den Bayern wochenlang
die ganze Abwehr ausfällt, dann stehen die zwar wahrscheinlich
immer noch vorne in der Bundesliga und der Champions League,
aber sicher nicht so souverän wie momentan. Uns hat es halt
massiv erwischt.
Kleeblatt-Magazin: Aber immerhin hat man endlich den ersten
Heimsieg buchen dürfen…
Azzouzi: Das kommt aber auch nicht von ganz ungefähr. Die
Mannschaft hat trotz aller Schwierigkeiten eine Entwicklung genommen.
Was umso bemerkenswerter ist, als dass die teilweise
hohen Niederlagen natürlich nicht einfach so an uns vorübergezogen
sind.
KLEEBLATT-MAGAZIN #07 | 05.01.2022 12