KLEEBLATT-MAGAZIN #07 | 05.01.2022
INTERVIEW
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Kleeblatt-Magazin: Stefan Leitl und sein Trainerteam haben
es aber immer wieder hingekriegt, die Spieler aufzurichten. Sehen
Sie sich bestätigt, den Trainer nicht im mindesten in Frage
zu stellen?
Azzouzi: Wir haben keine Minute gezweifelt. Wir sind von der
Arbeit von Stefan Leitl und seines Trainerteams weiterhin absolut
überzeugt. Wir wollen nicht den üblichen Mechanismen des
Geschäfts erliegen. Unsere Trainer haben eine hohe Identifikation
mit dem Verein. Und die vermitteln sie auch den Spielern. Die
Englische Woche zum Ende des Jahres hat doch gezeigt, dass
die Mannschaft trotz aller Schwierigkeiten nicht zerbrochen ist,
sondern im Gegenteil dazugelernt hat. Das schaffst du nur, wenn
auf dem Trainingsplatz mit hoher Qualität gearbeitet wird.
Kleeblatt-Magazin: Im Vergleich zu 2012, dem ersten Erstligajahr,
ist es noch intensiver geworden, sehen Sie das auch so?
Azzouzi: Absolut. Vor allem in den letzten fünf Jahren hat sich
da noch mal erheblich was getan. Weniger mit Blick auf das taktische
Niveau, das ist in der Bundesliga sowieso hoch. Vielmehr
die Robustheit, die Geschwindigkeit der Spieler. Fast alle in der
Bundesliga haben einen hohen Speed. Da ist enorm was passiert.
Auch die Spielweise ist ganz anders als noch vor zehn Jahren.
Die meisten Mannschaften wollen gar nicht viel Ballbesitz und von
hinten heraus spielen, außer vielleicht Bayern und Dortmund. Es
geht um Gegenpressing, hohe Ballgewinne, schnelles Umschalten
und darum nach drei, vier Kontakten direkt zum Abschluss
kommen.
Kleeblatt-Magazin: Auch wenn sich eine positive Entwicklung
abzeichnet: Wird es noch Bewegung im Kader geben in der
Wechselfrist, die diesmal ja bis Ende Januar dauert?
Azzouzi: Grundsätzlich wollen wir den Kader kompakt halten.
Klar ist aber: Wir haben einen Torwart, der länger ausfällt. Und
auch wenn wir den Jungs, die schon da sind, vertrauen, haben
wir doch mit Sascha Burchert nur noch einen erfahrenen Keeper.
Da werden wir schon schauen, dass wir was machen können.
Auch für die Defensive halten wir die Augen offen, da hatten wir
ja zuletzt die massivsten Probleme mit Ausfällen, vielleicht geht
auch noch was für den Sturm. Nils Seufert haben wir schon ausgeliehen,
Hans Nunoo Sarpei ist nach Ingolstadt gewechselt. Es
wird sich aber sicherlich noch etwas tun.
Kleeblatt-Magazin: Die Rückrunde beginnt bereits am zweiten
Januar-Wochenende. Das hat man der WM in Katar zu verdanken.
Wie geht man beim Kleeblatt damit um?
Azzouzi: Nun, es ging ja am 27. Dezember schon wieder los
mit dem Training. Richtig interessant wird es aber am Ende des
neuen Jahres. Was macht man im November und Dezember? So
lang kann man ja keinen Urlaub machen und den Spielern, die
nicht bei der WM sind, frei geben. Es ist eigentlich ein Wahnsinn,
dass wegen einer solchen WM der Spielplan in drei Vierteln aller
Länder der Welt angepasst werden muss.
Kleeblatt-Magazin: Begeisterung kommt da tatsächlich
nicht so recht auf, oder?
Azzouzi: Das Thema beschäftigt uns auch in der Kommission
Fußball der DFL schon seit rund drei Jahren, wie man das alles
auf die Reihe bekommt. Bei den Weltmeisterschaften ging es
schon immer viel um Geld, aber diesmal steht der Fußball an
sich total im Hintergrund. Dabei wird sich dort auch durch die
Austragung wohl kaum groß was ändern, auch im dortigen Fußball
nicht. Aber so ist das halt: Marokko zum Beispiel bewirbt
sich schon seit Jahrzehnten immer wieder. Mittlerweile gibt es
dort auch eine Infrastruktur, die das ermöglichen würde. Aber
die werden niemals eine WM bekommen, obwohl Fußball dort
und auch in den Nachbarländern wie Tunesien Volkssport Nummer
eins ist. Man muss schon aufpassen, dass man sich auf
Grund dieser ganzen Entwicklung nicht zu weit von den Menschen,
von den Fans entfernt.
Kleeblatt-Magazin: Apropos Fans: Leider sind nun wieder
leere Stadien angesagt, was natürlich gerade einem leidenschaftlichen
Fußballer wie Rachid Azzouzi nicht gefallen kann,
oder?
Azzouzi: Das ist wirklich total schade. Ich habe es schon erwähnt:
Ich finde es toll, dass sie uns so treu waren. Und aktuell
habe ich durch viele Reaktionen gesehen, dass der überwiegende
Teil unseren Weg mitgeht, weiter zu uns hält. Das ist toll, und
dafür nochmal mein herzlichstes Dankeschön. Umso mehr tut es
mir leid, dass wir wieder vor leeren Rängen spielen müssen. Wie
gerne hätten wir alle zusammen den ersten Heimsieg gegen Union
gefeiert. Ich kann nur hoffen, dass es sich im Laufe des neuen
Jahres endlich zum Besseren wendet und wünsche an dieser
Stelle aus gegebenem Anlass unseren Freunden, Partnern,
Sponsoren und Fans nicht nur ein schönes neues Jahr, sondern
vor allem ein gesundes! js
»WIR HABEN KEINE MINUTE
GEZWEIFELT. WIR SIND VON
DER ARBEIT VON STEFAN
LEITL UND SEINES TRAINERTEAMS
WEITERHIN ABSOLUT
ÜBERZEUGT!«
RACHID AZZOUZI