NACHHALTIGKEITSBERICHT SAISON 2021 - 2022 DAS KLEEBLATT AUF DEM WEG IN EINE NACHHALTIGE, GEMEINSAME ZUKUNFT. FÜR UNS. FÜR HIER. FÜR ALLE.2 INHALT STATUS QUO VORGEHEN ANSPRUCHSGRUPPENANALYSE ZIELE UND VERANTWORTUNG 1 STRATEGIE 8 - 11 KLIMARELEVANTE EMISSIONEN RESSOURCENMANAGEMENT 2 ÖKOLOGISCHE ASPEKTE 12 - 19 COMPLIANCE & VERHALTENSKODEX CHANCENGLEICHHEIT WEITERBILDUNG REGIONALES ENGAGEMENT 3 SOZIALE ASPEKTE 20 - 24 VORWORT 6 - 7 4 - 5 WIR. SPVGG GREUTHER FÜRTH NACHHALTIGKEITSBERICHT SAISON 2021 - 20223 4 STIFTUNGSBERICHT 26 - 45 VORWORT STIFTUNG KLEEBLATT FÜRS LEBEN RÜCKBLICK: STARTSCHUSS KLEEBLATT FÜRS LEBEN RÜCKBLICK: PROJEKTE & AKTIONEN UNTERSTÜTZUNGSMÖGLICHKEITEN 37 444 Der Fürther geht „nieber“, das ist fränkisch für „hinüber“. Der Fürther geht hinüber, in den Sportpark Ronhof, seit 1910, als die Vorväter das Sportgelände im Wort- sinn aus dem Waldboden der damals benachbarten, selbstständigen Markt- gemeinde Ronhof stampften. Hinüber und gehen, die beiden Wörter sind hier nicht zufällig gewählt. Denn hinüber mussten die Fürther über den Fluss, entweder die Pegnitz, oder, wenn sie mehr aus Nordosten kamen, die Regnitz, die mitten im Fürther Wiesengrund aus dem Zusammenfluss von Pegnitz und Rednitz entsteht. Und gehen mussten sie auch, über den Fluss, durch den Wiesengrund, hinüber nach Ronhof. Früher musste man ein kleines Wäldchen durch- queren, ehe man die Kassenhäuschen des Stadions auftauchen sah. Doch schon lange hat sich die Stadt Fürth um den Sportpark Ronhof gelegt, reicht längst bis zum Dörf- chen Ronhof, das 1927 eingemeindet wurde. Der Ronhof, er ist immer noch da. Das hat auch damit zu tun, dass man sich bei der Spielvereinigung in ihrer langen Geschich- te mehrfach entschieden hatte, lieber am angestammten Standort zu bleiben, als auf der berühmten „Grünen Wiese“ neu zu bauen. Es waren nicht nur sentimentale Gründe. Mit der Seriosität des ehrbaren Kaufmannes, zwar eine im ersten Moment altmodische Formulierung, aber immer noch Grundlage wirtschaftlichen Erfolgs, kam man zum Ergebnis, dass ein vernünftig geplanter Modernisierungsprozess innerhalb der alten Strukturen im Wortsinn nachhaltiger sein werde als ein Neubau an anderem Ort. Der Sportpark Ronhof mausert sich immer mehr zu einem modernen Stadion. Die Fürther gehen immer noch „nieber“, viele von ihnen laufen die zwanzig Minuten von der Innenstadt, andere nehmen das Fahrrad, andere kommen mit dem Bus. Die Fürther lieben ihre Spielvereinigung, und nicht umsonst trägt sie das gleiche Wappen wie die Stadt Fürth: Das Kleeblatt. Eine Stadt und ihr Verein. Kann die hohe Verbundenheit mit den Menschen intensiver dargestellt werden? Und überhaupt: Der Mensch an sich soll im Mittelpunkt stehen bei der SPVGG GREUTHER FÜRTH. Das beginnt bei den Fußballprofis – nicht umsonst besetzt das Kleeblatt Spitzen- positionen, wenn es um die Einsätze von jungen, in Deutschland ausgebildeten WIR. SPVGG GREUTHER FÜRTH NACHHALTIGKEITSBERICHT SAISON 2021 - 20225 Spielern geht. Die kommen nicht nur gerne nach Fürth und fühlen sich wohl. Die meisten von ihnen blicken auch mit Freude auf ihre Zeit rund um den Ronhof zurück. Der Mensch steht auch intern im Blickpunkt. Die jahrelange Kontinuität auf den Positio- nen leitender Mitarbeiter, das Miteinander hinter den Kulissen, die familiäre Kommunikation mit Partnern, Sponsoren und den Fans, all das sind Faktoren, die den dauerhaften Erfolg garantieren. Erfolg bringt aber auch Verantwortung mit sich. Gerade die emotionale Bindung der Spielvereinigung an ihre Heimatregion ermöglicht es, die immer wichtiger werdenden Themen, die unter dem Über- begriff „Nachhaltigkeit“ gesetzt werden, anzugehen. Fürth nennt sich schon seit den frühen 2000er Jahren „Solarstadt“ und fördert die Nutzung erneuerbarer Energien. In vielen Studien und Statistiken ist die Stadt deutschlandweit in punkto Ökostromer- zeugung und –nutzung stets ganz vorne zu finden. Und bei der Spielvereinigung ist man gewillt, nicht nur mit Lippenbekenntnissen oder symbolischen Handlungen zu glänzen, sondern in Zusammenarbeit mit dem städ- tischen Energieversorger infra fürth auch hier einen erheblichen Beitrag zu leisten, um das vom Stadtrat beschlossene Ziel, Fürth ab 2040 klimaneutral zu stellen, zu unter- stützen. Deshalb integriert der laufende Prozess des Umbaus des Sportparks Ronhof | Thomas Sommer viele ökologische Faktoren. Der kürzlich fertiggestellte Einbau einer PV-Anlage, eine der leistungsstärksten in der Stadt Fürth, ist nur das sichtbarste Zeichen dafür. Rund 60 Prozent des Stroms, der für den Betrieb des Stadiongeländes nötig ist, wird die Spielvereinigung im Jahr 2023 somit mit Hilfe der Sonne selbst produzieren. Die Gründung der Stiftung Kleeblatt fürs Leben im September 2021 hat die längst auf vielen Ebenen laufenden Aktivitäten auf dem sozialen Sektor konzentriert und ist nun das Vehikel, um sie auszubauen. Das Engagement konzentriert sich auf die Felder Antirassis- mus, gesellschaftliches Engagement und eine inklusive Gesellschaft. In Zusammenar- beit mit einschlägig tätigen Institutionen wie der Lebenshilfe Fürth. Die Einrichtung der Stiftung unter dem Dach der Stifterge- meinschaft der Sparkasse Fürth, einem Dachverband von Stiftungen in Stadt und Landkreis Fürth, verweist wieder auf die tiefe Verankerung der Spielvereinigung in ihrer Heimatregion. Diese Verankerung erzeugt eine Verantwortung, die der Verein mit Nach- druck wahrnehmen will. Die Spielvereinigung will all die Menschen, die „nieber“ gehen in den Ronhof, um ihr Kleeblatt beim Fußball zu unterstützen, auch hinter sich scharen, wenn es darum geht, die nachhaltigen Ziele auf vielen Ebenen zu verfolgen und zu erreichen. Die emotionale Kraft des Fußballs, Menschen zu verbinden und auf einem gemeinsamen Weg zu vereinen, muss dabei genutzt werden. Denn das Kleeblatt, dieses wunderbare Symbol des Glücks, soll in Zukunft nicht nur für die SPVGG GREUTHER FÜRTH weiterblühen. Sondern für alle Menschen, in Fürth und überall.6 VORWORT VORWORT SPVGG GREUTHER FÜRTH NACHHALTIGKEITSBERICHT SAISON 2021 - 20227 VORWORT HOLGER SCHWIEWAGNER GESCHÄFTSFÜHRER DER SPVGG GREUTHER FÜRTH wenn wir den Fußball im Ganzen und unsere SPVGG GREUTHER FÜRTH als Teil davon auf eine nachhaltige Zukunft ausrichten wollen, müssen wir unsere Strategien auf langen Linien denken. Sicher mag es viele kurzfristige Maßnahmen geben, mit denen man den Schein wahren kann, mit denen man Schlagzeilen generiert, mit denen man sich selbst auch ein gutes Gewissen verschaffen möchte. Doch das darf gerade nicht unser Ansatz sein. Unser Ansatz muss es sein, genau zu analysieren, was wir am jeweiligen Stand- ort tun können, um dann aus dieser Analyse heraus auf allen Feldern das Maximum zu erreichen, das wir jeweils leisten können. Dieses von Realismus und der Praxis definierte Maximum mag nicht immer die Wunschlösung aus der Theorie sein. Doch wir müssen bei dieser Analyse auch so ehrlich sein, uns einzugestehen, dass wir aus den Besonderheiten heraus, die der Fußball mit sich bringt, an Grenzen stoßen werden. Nicht nur finanziell, sondern auch struktu- rell. Diese Ehrlichkeit ist wichtig, denn sie ist die Grundvoraussetzung für eine realistische Einschätzung des Machbaren. Und so sind wir auch in dieses für uns neue Feld eines Nachhaltigkeitsberichtes vorge- stoßen. Wir haben Zahlen und Fakten zu- sammengetragen und als Ergebnis einen Bericht, der sich in den kommenden Jahren sicherlich auch noch verändern wird. Denn auch wir lernen Neues. Neues, was der deutsche Fußball als Vorreiter begonnen hat: Nachhaltigkeitskriterien sind nun in der Lizenzierung verankert. Ein Prozess, der begonnen hat und noch ganz am Anfang steht, der aber wieder einmal zeigt, dass der deutsche Fußball auch im internationalen Vergleich eigene Wege geht. Diesen Weg gehen wir in Fürth aus voller Überzeugung mit. Ehrlicherweise ist vieles, was der Nach- haltigkeit zugeordnet wird, bei uns seit vielen Jahren schon gelebte Praxis. Denn auch wenn häufig Nachhaltigkeit „nur“ auf den ökologischen Aspekt herunterge- brochen wird, ist Nachhaltigkeit im Fußball, Nachhaltigkeit beim Kleeblatt weit mehr, wie Sie spätestens beim Lesen der folgenden Seiten feststellen werden. An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei Markus Neubauer und seinem Team von Silbury für die Unterstützung bedanken. Mit diesem waschechten Fürther Unternehmen haben wir einen tollen Partner gewonnen, der uns mit Rat und Tat zur Seite steht, der uns for- dert und fördert. Gerade im so oft und gerne als „Tagesge- schäft“ bezeichneten Fußball ist es nicht immer einfach, auch die langen Linien im Blick zu behalten. Aber, wenn wir immer davon sprechen, dass der Fußball auch eine gesellschaftliche Verantwortung hat und diese auch wahrnehmen will, dann muss das Thema der Nachhaltigkeit zu einem der Grundpfeiler unseres Handelns werden. Nur dann werden wir dieser Verantwortung gerecht. Die SPVGG GREUTHER FÜRTH ist bereit, das zu tun. LIEBE LESER, 8 11.1 STATUS QUO STRATEGIE Auch wenn es zur Saison 2021/22 noch kein Nachhaltigkeits-Team gab, fühlte man sich bei der SPVGG GREUTHER FÜRTH der Thematik schon verpflichtet. Aus einem gewissen Selbstverständnis heraus versuchte man seit jeher ökonomisch, ökologisch und sozial seinen Verpflichtun- gen nachzukommen. Die in mancherlei Hinsicht privilegierte Stellung als Fußballver- ein bringt auch die Pflicht mit sich, dieser Stellung gerecht zu werden und somit der Gesellschaft möglichst vieles zu geben. In den vergangenen Monaten ging es nicht zuletzt darum, vieles von dem bereits Vorhandenen zu ordnen, zu sammeln und zu strukturieren. Erstmals ist für die Saison 21/22 damit auch eine Treibhausgasbilanz entstanden. Mit der Hilfe der Experten von Silbury, einem Fürther Unternehmen, wurden Werte zusammengetragen und auf Basis der vorhandenen Daten Hochrechnungen ange- stellt. Grundlage bildeten zum einen natür- lich die Nachhaltigkeitskriterien der Deut- schen Fußball Liga. Als erster Sport-Verband weltweit hat die DFL das Thema lizenzie- rungsrelevant gemacht, in den eigenen Statuten verankert und Kriterien einge- führt. Diese, aber auch viele andere Punkte, gilt es für die SPVGG GREUTHER FÜRTH künftig zu beachten. Der Nachhaltigkeits- bericht für das Jahr 2021/22 darf daher als eine erste Grundlage verstanden werden: Der Blick in den Rückspiegel ist durchaus mit Schwierigkeiten versehen und so manche Datengrundlage hätte man sich ausgiebiger gewünscht. Entsprechende Prozesse zu implementieren und aus dem vorhandenen Zahlenwerk Maßnahmen und Ziele zu entwickeln, ist sicherlich der nächste Schritt. Wenngleich auch nur einer von vielen, die man beim Kleeblatt noch gehen wird. Denn wie sportlich auf dem Platz gilt auch in diesem Bereich: Man gibt sich nicht mit dem Status Quo zufrieden und möchte sich stetig verbessern. Doch bevor wir uns mit Zielen befassen, möchten wir die Leser dieses Berichtes kurz in unsere Prozesse einführen, um ein Verständnis dafür zu schaffen, wie wir vorgegangen sind. SPVGG GREUTHER FÜRTH NACHHALTIGKEITSBERICHT SAISON 2021 - 20229 1.2 VORGEHEN Gemeinsam mit der Expertise von Silbury wurde zunächst eine Bestandsaufnahme über den Ist-Zustand erarbeitet und ge- sammelt. Auffällig dabei: Nachhaltige Ge- sichtspunkte waren schon an vielen Stellen im Handeln der SPVGG GREUTHER FÜRTH verankert. In der Folge gab es unterschied- liche Workshops in unterschiedlichen personellen Zusammensetzungen. Bei der SPVGG GREUTHER FÜRTH versteht man Nachhaltigkeit als eine Teamaufgabe, die über Abteilungen und Hierarchien hinweg implementiert ist. Ziele haben sich heraus- kristallisiert, Verständnis wurde geschaffen und dadurch eine erfreuliche Dynamik etabliert: Dieser Prozess wird zukünftiges Handeln und damit auch die Nachhaltigkeits- berichte der Zukunft positiv beeinflussen. Parallel wurde eine Nachhaltigkeitsstrategie erstellt, erste Anspruchsgruppenanalysen wurden durchgeführt, Ergebnisse ausgewer- tet und abgeglichen. Denn wichtig war und ist bei diesem Thema nicht nur die Innen- ansicht, sondern auch die Außenbetrach- tung. Deshalb werden wir im folgenden Kapitel auch kurz auf die wesentlichen Erkenntnisse aus den Analysen eingehen.Next >