Foto: Daniela Balda
Foto: Archiv
Oben: Der Danziger NSGauleiter
Albert Forster
(rechts vorne) auf
der Tribüne des Ronhofs,
neben ihm der damalige
Fürther NS-Oberbürgermeister
Franz Jakob. –
Unten: Die von Forster
gestiftete Schatulle war
der „Ehrenpreis“ für den
Sieger im „Städtekampf“
Fürth gegen Danzig.
blatt begann sich die Meistermannschaft von 1929 langsam
aufzulösen, einige junge Spiele wie Appis, Leupold, Full oder
Faust drängten in die Aufstellung. Die neuformierten Fürther
gewannen 3:1.
Im Rahmen eines sogenannten „internationalen Turniers“,
organisiert von der SpVgg Fürth, waren im August 1938 der
Wiener Sportclub und Rapid zu Gast. Historisch gesehen war
das Turnier zu diesem Zeitpunkt eigentlich nicht mehr „international“,
da Österreich im März 1938 nach dem „Anschluss“ Teil
des Deutschen Reiches geworden war. Die Fürther spielten im
Ronhof gegen Rapid 1:1, wobei die neue Nachwuchshoffnung
Leo Fiederer kurz vor Schluss das Ausgleichstor erzielte. Das
Spiel gegen den Sportclub wurde im Nürnberger Zabo ausgetragen
und endete 3:3, wodurch die SpVgg hinter Sieger Rapid
Rang zwei des Viererturniers einnahm, der Club wurde Dritter,
letzter der Wiener Sportclub.
Hochp olitische An gelegenh eit
Eine tatsächlich hochpolitische Angelegenheit war am 13.
August 1939 das Heimspiel der SpVgg Fürth gegen eine Stadtauswahl
von Danzig. Danzig hatte zu diesem Zeitpunkt noch den
nach dem I. Weltkrieg erhaltenen Status als „freie Stadt“ inne,
gehörte also weder zu Polen noch zu Deutschland. Gauleiter der
NSDAP in Danzig war seit 1930 der in Fürth geborene Albert
Forster. Man darf davon ausgehen, dass Forster den Besuch der
Fußballer in seiner Heimatstadt mitinitiiert hatte, denn er ließ es
sich nicht nehmen, mitzureisen und einen (noch im Archiv der
SpVgg befindlichen) Preis für das Spiel zu stiften. Die Fürther
gewannen 10:3 und durften den als Wanderpreis gedachten
Pokal behalten. Forster hatte in den Tagen danach jedoch ganz
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110 Jahre Ronhof
Kleeblatt-Magazin Nr. 06 | 02.12.2020
anderes als Fußball
im Sinn: Er wurde
eine Woche nach
seiner Reise nach
Fürth zum „Oberhaupt“
Danzigs gewählt
und verfügte
völkerrechtswidrig
das „Gesetz zur
Wiedervereinigung
der Stadt mit dem
Deutschen Reich“.
Albert Forster wurde
1952 in Polen als
überführter Kriegsverbrecher hingerichtet.
Dass der Sport zu dieser Zeit schon nicht mehr unbeeinflusst
von der Politik und dem aktuellen Zeitgeschehen war, zeigte
auch das Freundschaftstreffen mit Slavia Prag nur eine Woche
später. Es stand genauso unter dem Vorzeichen des heraufziehenden
Weltkriegs. Das Deutsche Reich hatte bereits Teile der
Tschechoslowakei annektiert. Kurz vor Beginn des Krieges mit
dem Überfall auf Polen am 1. September wurde im Ronhof Fußball
gespielt. 5:3 besiegten die Fürther die Gäste aus Böhmen.
Als im Juni 1940 wieder der Wiener SC in Franken weilte
und zum Freundschaftskick in den Ronhof kam, hatten die
Menschen wohl schon andere Dinge im Sinn als Fußball. Es kamen
nur noch 2000 Menschen, um den 2:1-Sieg der Fürther zu
sehen.
Zwei weitere Spiele gegen Wiener Mannschaften fanden
im Rahmen des sogenannten „Alpenpreises“ im Jahr 1941 im
Nürnberger Zabo statt, danach ließ das Kriegsgeschehen keine
internationalen Begegnungen mehr zu. js