Der transfermarkt wächst
Kerbr, van Lent, Zidane, Neymar : Das Wechselkarussell
hat sich in den vergangenen Jahren
eminent beschleunigt.
Er ist wieder voll im Gange, der sogenannte
„Transfermarkt“. Doch wie hat er
sich entwickelt und wie funktioniert er
heute? Wir versuchen, uns dem Thema anzunähern.
Der erste Spieler, für den die gerade
in die Zweite Liga aufgestiegene SpVgg
Greuther Fürth im Jahr 1997 eine Ablösesumme
bezahlte, war der Tscheche Milan
Kerbr.
Der zum damaligen Zeitpunkt 29-jährige
Stürmer war Stammspieler beim tschechischen
Erstligisten Sigma Olmütz, das
Kleeblatt war seine erste Station im Ausland.
Ausgegeben hat die SpVgg für den
Stürmer, an dem auch andere interessiert
gewesen waren, 25 000 (!) Mark. Vorsichtshalber
wiederholen wir die Summe
nochmal, damit auch niemand meint, wir
hätten eine Null vergessen: 25 000 Mark,
also rund 12 500 Euro, überwies man
nach Olmütz.
Heute das 40-fache!
Schätzt man alle Faktoren, die damals
hineinspielten, nach heutigen Maßstäben
ein, dann müsste man für den Angreifer
heute rund eine halbe Million Euro hinlegen.
Das ist nach Adam Ries das 40-fache…
mal abgesehen davon, dass ein
Stürmer von Kerbrs Qualität heute schon
wesentlich früher den Schritt ins Ausland
machen würde.
Das Beispiel aus Fürth zeigt, wohin
sich dieser sogenannte Transfermarkt in
den letzten 20 Jahren entwickelt hat. Um
auch noch ein überregionales Beispiel zu
zitieren: Für Zinedine Zidane, damals mit
Abstand weltbester Spieler, zahlte Real
Madrid 2001 73 Millionen Euro. St. Germain
überwies für den Brasilianer Neymar,
der diesen Status sicherlich nicht hat und
wohl auch nie erreichen wird, im Jahr
25 000 Mark - so viel bzw. wenig musste die
SpVgg 1997 für Stürmer Milan Kerbr, hier im
Spiel gegen 1860 München, bezahlen.
2017 222 Millionen Euro an den FC Barcelona.
Es sind die Millionen aus den TV-Verträgen,
der Champions League und, bei
vielen ausländischen Vereinen, zusätzlich
das Kapital von ihren milliardenschweren
Investoren, die diese unfassbaren Geldsummen
in den Fußballbetrieb schwemmen.
Im Gegensatz zu früher kommt mittlerweile
aber bei den kleineren Vereinen
prozentual gesehen weniger davon an. Bedienten
sich mittlere und kleinere Bundesliga
Vereine wie beispielsweise Mainz 05
oder Augsburg gerne in der Zweiten Liga,
so haben auch sie inzwischen genug Geld,
um sich im Ausland umzuschauen und
dort in Ersten Ligen fündig zu werden.▸
Kleeblat t-Magazin Nr. 12 | 21.06.2019 04